Neubau Innere Weberstraße 27 & Abriss Amalienstraße

 

Quelle: Sächsische Zeitung 17.10.2015

 

Baustart in der Inneren Weberstraße 37

Nach langem Ringen ist eine Lösung für die Baulücke in Zittau gefunden. An der Ecke Böhmische Straße hingegen werden zwei Häuser abgerissen. Von Mario Heinke / Foto: Thomas Eichler

Der Abriss von historischer Bausubstanz in der Innenstadt sei für ihn ein Tabu. Das sagte Stadtrat Jens Böhme (Bündnis 90/Grüne) in der Sitzung des Technischen- und Vergabeausschusses am Donnerstagabend. Trotzdem beschloss der Ausschuss nach heftiger Debatte mehrheitlich mit zwei Gegenstimmen den Abriss des Eckhauses in der Böhmischen Straße 14 und des Nebenhauses Amalienstraße 1.

Jahrelang hatte die Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft (ZSG) versucht, das ganze Quartier und speziell das Gebäude-Ensemble in der Amalienstraße zu entwickeln. Das ist nicht gelungen. Am Ende der Bemühungen steht nun der Abriss. Die Wohnbaugesellschaft Zittau ist Eigentümer der Böhmischen Straße 14 und hat den Antrag auf Rückbau gestellt. Das marode Nebengebäude in der Amalienstraße befindet sich in städtischem Besitz. „Das Haus ist nicht mehr zu retten“, sagte Bauamtsleiter Ralph Höhne in der Sitzung. Auf der entstehenden Baulücke könne später neu gebaut werden, so ZSG-Geschäftsführerin Birgit Kaiser.

Für Stadtplaner haben Eckhäuser eine ganz besondere Bedeutung, bilden sie doch oft den Abschluss oder sind Bestandteil eines stadtbildprägenden Gebäude-Ensembles. Deshalb ist Birgit Kaiser sehr erfreut darüber, dass eine Straßenecke an einer anderen Stelle bald wiederhergestellt wird. Die Rede ist vom Ende der Inneren Weberstraße. Die Bauarbeiten bei der Sanierung der Inneren Weberstraße 37 haben bereits begonnen, die Baugenehmigung liegt vor. Im Frühjahr 2016 sollen auch die Arbeiten am Nachbarhaus Nummer 39 beginnen. Mit der Sanierung und Neugestaltung der beiden Häuser kann eine „offene Wunde“ im historischen Stadtbild geschlossen werden. Bis es soweit war, ist viel Zeit ins Land gegangen. Bereits im Juni 2013 war zunächst das Dach der Inneren Weberstraße 37 eingefallen. Einige Tage später kam es zu einem spektakulären Einsturz des Hinterhauses nach tagelangem Dauerregen. Der Einsturz hatte einige Schäden an den Nebenhäusern angerichtet. Teile des Hauses Innere Weberstraße 39 sind daraufhin zurückgebaut und gesichert worden. 

Nach langen Kampf ist es nun gelungen, eine Lösung zu finden, mit der sowohl der Bauherr, die Stadt und das Landesamt für Denkmalpflege leben können“, erklärt Birgit Kaiser erleichtert und holt einen Plan heraus. Noch gebe es drei Varianten bei der Planung. Sie unterscheiden sich aber nur in kleinen Details, wie beispielsweise Schaufenstergrößen. Im ersten Bauabschnitt wird die Nummer 37 saniert, inklusive der barocken Fassadenelemente und Erker. Gleichzeitig wird das Gebäude nach hinten erweitert, um zeitgemäße Grundrisse und Balkone an der Rückseite zu ermöglichen. Am Seitengiebel entsteht ein Aufzug, der auch vom Nebenhaus Nummer 39 aus zugänglich ist und mitgenutzt werden soll, so Frau Kaiser. Im zweiten Bauabschnitt wird die Nummer 39 in Anlehnung an die ehemalige Gebäudestruktur in vereinfachter Form aufgebaut. „Es wird nicht mehr so eine massive Überbauung wie vorher geben“, so die ZSG-Chefin. Dadurch entstehe zusätzlicher Raum und eine aufgelockerte Form. Der Bauherr kann von der Stadt einen Zuschuss in Höhe der sogenannten „unrentierlichen Kosten“ erhalten. Wie hoch der Zuschuss wird, entscheidet sich erst in den nächsten Wochen, wenn Klarheit über die genaue Höhe der Gesamtkosten herrscht. Die Förderung bedarf der Zustimmung des Stadtrates. Geht es nach Birgit Kaiser, sollte das Bauvorhaben von der Stadt maximal gefördert werden, damit das Gebäude-Ensemble wieder vervollkommnet wird. Ende 2017 könnte alles fertig sein. Der Grundstücksbesitzer wollte sich gegenüber der SZ nicht äußern.