Pressemitteilung Mandaukaserne

 

Die Görlitzer Stadtverwaltung umwirbt u. a. Touristen und Investoren mit der Aussage “Wer Görlitz besucht, wird augenblicklich zum Zeitreisenden“. Sicherlich käme es nicht gleich zum Streit mit unseren Nachbarn, wenn Zittau, die Stadt am Dreiländereck Deutschland- Polen und Tschechien, mit einer ähnlichen Aussage eine Werbetour starten würde. Denn beide Städte verfügen über einen seltenen Reichtum an wertvollen Zeitzeugen in Form von Denkmalbauten.

Bedauerlicherweise dämpfen in Zittau immer wieder Abrissvorhaben von historischen Gebäuden die notwendige Aufbruchstimmung. Aktuell stehen ein markantes Eckgebäude in der Böhmischen Straße samt dem Nebengebäude in der Amalienstraße auf der Abrissliste und der beeindruckende neoklassizistische Monumentalbau „Mandau-Kaserne“ ist ebenfalls lt. Aussage des Zittauer Oberbürgermeisters stark von der Abrissbirne bedroht, wenn nicht schnellstens eine andere Lösung gefunden wird. Auf 1,65 Millionen Euro wurden die Beseitigungskosten kalkuliert. Diese gewaltige Summe soll über Fördergelder aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) abgedeckt werden, inklusive des Eigenanteils der Stadt von 10 Prozent - also 165.000 Euro. Bei derart viel Geld und einem Haushaltsdefizit von knapp 1,5 Millionen Euro kommt man ins Grübeln, ob ein Plattmachen der geschichtsträchtigen „Mandau - Kaserne“ der richtige Weg für die Strukturentwicklung Zittaus ist. Auch der Vorschlag, das freiwerdende „Filet-Grundstück ansiedlungswilligen Firmen“ zur Verfügung zu stellen, muss im Zusammenhang mit dem Ausbau der Tourismusbranche sorgfältig analysiert werden. Denn immerhin ist dieser Platz ein Knotenpunkt zu unseren Nachbarländern Polen und Tschechien sowie auch ins Zittauer Gebirge. Die stattliche „Mandau-Kaserne“ bietet u. a. genügend Raum, um Nutzungsprojekte zu prüfen, die zur Profilierung der Kultur- und Sportstadt Zittau benötigt werden. 

Zittaus Oberbürgermeister ist eigentlich auf einen guten Weg. Er will das einzigartige Potenzial der Stadt am Dreiländereck nutzen und er setzt auf Bürgerbeteiligung. Es gibt Fachleute in dieser Stadt, die der Meinung sind, dass die Bausubstanz der „Mandau-Kaserne“ im Kern sehr robust sei und mit einer Notsicherung der weitere Verfall gestoppt werden kann. Diese Spezialisten, die haupt- und ehrenamtlichen Denkmalschützer der Stadt, der Verein „Freunde der Zittauer Mandau-Kaserne“, alle interessierten Bürger und nicht zuletzt Vertreter aus Stadtrat, Verwaltung und der OB lohnt es im Interesse der Zittauer Stadtentwicklung an einen Tisch zu holen, um gemeinsam zu planen, wie fast zwei Millionen Steuergelder aus dem EFRE-Topf der Zukunft Zittaus durch Erhaltung der Mandau-Kaserne dienen können. 

Arndt Voigt ist es gelungen, unter Mithilfe vieler Unterstützer das Zittauer Stadtbad zu sanieren und beim beliebten Volkshaus den baulichen Verfall zu stoppen. Zittaus Oberbürgermeister Jürgen Kloss hat Dank umfangreicher Hilfe u. a. das Salzhaus und den Heffterbau für die Nachwelt erhalten. Auch bei diesen Projekten war die Stadtkasse nicht übermäßig gefüllt und es gab Skeptiker. Geduld gepaart mit einer gewissen Risikobereitschaft und ganz viel Überzeugungsarbeit waren notwendig auf dem langen Weg zum Ziel. Zahlreiche Städte in Ost- und Westdeutschland beneiden uns um das bauliche Erbe unserer Vorfahren. In unterschiedlichsten Städten werden zerstörte Baudenkmäler „als Kopie“ wieder neu aufgebaut, da ohne diese Gebäude die Geschichte einer Stadt nicht erlebbar ist und Identität verloren ginge. Warum sollte es in Zittau nicht möglich sein, die einzigartige Architektur und dabei auch die „Mandau-Kaserne“ als Motor für die Stadtentwicklung zu nutzen? Zittau läuft wiederholt ungewollt Gefahr, mit vorschnellen Abrissabsichten die Botschaft zu verkünden, dass es dieser Stadt an der Wertschätzung des historischen Baukunsterbes und an innovativen Ideen mangelt. Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker sollte mutig seiner Philosophie treu bleiben: Zittau kann mehr! 

Thomas Göttsberger, Stadtforum Zittau